Indigene Wegbereiter: Die Asháninka aus Peru
Friedenspreis 2013, Auswahlliste

Einfluss auf die lokale Politik nehmen und das eigene Schicksal mitgestalten: Für viele Völker Südamerikas ist das ein unerreichtes Ziel. Nicht so für die Asháninka im zentralen Regenwald Perus. Mit ihren „Sub Gerencias zur Entwicklung des Volkes der Asháninka“ schufen sie eine indigene Selbstorganisation, die einzigartig für die Gemeinschaften des peruanischen Regenwaldes ist.
Konsequent zum Ziel
Die Asháninka zählen etwa 90.000 Menschen und sind das größte indigene Volk im peruanischen Amazonasgebiet. Während der 1980er und 1990er Jahre litten sie unter den Repressionen der Guerilla Leuchtender Pfad, die sie zwang, ihre „Wehrdörfer“ zu versorgen. In dieser Zeit verloren die Asháninka etwa 6000 Angehörige. Als Folge der traumatischen Erfahrungen begannen sie, sich politisch zu organisieren – in ihren Dörfern und auf regionaler Ebene.
Etwa 10.000 Asháninka waren vor der Guerilla in die Städte des Distriktes Rio Negro geflüchtet. Hier stellten sie fest, dass die kommunalen Finanzen fast ausschließlich an Zuwanderer gingen. Diese waren aber nicht an einer intakten Umwelt, sondern an landwirtschaftlichen Nutzflächen interessiert. Um mehr Einfluss auf die Entwicklung der Region nehmen zu können, arbeiteten die Asháninka auf ein eigenes Büro in der kommunalen Verwaltung Rio Negros hin. Und sie hatten Erfolg: 2007 erhielten sie eine so genannte Sub Gerencia, ein städtisches Referat mit Büro.
Nachhaltig Akzente setzen
Das Büro ist Anlaufstelle für alle Belange der Asháninka im Landkreis Rio Negro, Departement Junín. Als Verbindung zwischen der öffentlichen Hand und der indigenen Zivilgesellschaft hat es das Ziel, auf die Politik des Departements und der Zentralregierung hinzuwirken. Ein Bürokoordinator ist für die Umsetzung der Arbeitsschwerpunkte verantwortlich, die der jährliche Kongress der 27 Ashaninka-Dörfer beschließt.
Neben Partizipation, Gesundheitsversorgung und interkultureller Verständigung legen die Asháninka großen Wert auf territoriale Sicherheit. Denn: Der gemeinsame Landbesitz ist Voraussetzung für die solidarische, nachhaltige Wirtschaftsweise des indigenen Volkes.
Seit seinem Bestehen hat das Büro in Rio Negro bereits einiges erreicht: Es richtete Schutzgebiete ein, erhielt offizielle Landtitel für indigene Dorfgemeinschaften, schützte etwa 2.500 Hektar Wald vor der Abholzung und unterstützte 11 Wiederaufforstungsprojekte, in denen tausende einheimischer Obst- und Palmbäume gepflanzt wurden.
Inzwischen bestehen in drei Distrikten des zentralen Regenwalds und in der Provinz Satipo kommunale Vertretungen der Asháninka. Das Prinzip der Sub Gerencias macht Schule.
Info
Land:
Peru
Vorgeschlagen von:
Nord Süd Forum München, Deutschland
Thema:
Bewahrung der Schöpfung und soziale Teilhabe
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