Bremen 11.3.2024: Stiftung die schwelle ehrt Friedensarbeit in Afrika und internationales Engagement für das Recht auf Kriegsdienstverweigerung

Die Gewinnerinnen des Internationalen Bremer Friedenspreises 2024 der Stiftung die schwelle stehen fest: Maria Biedrawa aus Frankreich wird für ihr unermüdliches, persönliches Engagement für Frieden auf dem afrikanischen Kontinent geehrt. Die Organisation Connection e.V. erhält den Preis für ihren internationalen Einsatz für das Recht auf Kriegsdienstverweigerung. Die Preisverleihung findet am 31. Mai 2024 im Bremer Rathaus statt.

Maria Biedrawa wird in der Kategorie Wegweisende Friedensarbeit mit dem Bremer Friedenspreis ausgezeichnet. Seit 20 Jahren ist die Sozialpädagogin auf dem afrikanischen Kontinent in unterschiedlichen Kontexten und Ländern, z. B. in der Zentralafrikanischen Republik und im Süd-Sudan aktiv. Sie arbeitet dort im Wesentlichen ehrenamtlich und mit hohem persönlichem Einsatz. Vielfältige Konflikte und bewaffnete Auseinandersetzungen lassen die Zivilbevölkerung mit diversen und komplexen Traumata zurück. Maria Biedrawa hilft Betroffenen mit Traumabegleitung und ermöglicht so wieder Kooperation und gesellschaftliches Zusammenleben. Als Logotherapeutin bringt sie hierbei ihre Kenntnisse in dieser auf Sinnfragen zentrierten Form der Psychotherapie ein.

Zur Prävention von Konflikten bietet sie Ausbildung in Grundlagen und Methoden der Gewaltfreiheit an. Ein eindrucksvolles Beispiel war das Training mit jungen Erwachsenen im Süd-Sudan im Jahr 2016. Die jungen Leute erklärten, dass sie mit Begriffen wie Frieden oder Gerechtigkeit nichts anfangen können, „weil das hier niemand gesehen hat, weder wir, noch die Generation unserer Eltern oder Großeltern“. Mit Maria Biedrawas Unterstützung erarbeiteten sie Materialien, um diese Themen anderen Jugendlichen näher zu bringen.

Im stark spirituell durchdrungenen afrikanischen Kontinent fördert die Preisträgerin interreligiöse Begegnung und bewirkt so eine religiös fundierte Stärkung und Ermutigung auf dem eigenen Lebensweg. Die christliche Ausrichtung ihres Engagements in ökumenischer Weite, mit hoher interreligiöser Sensibilität und mit Respekt anderen Religionen gegenüber ermöglicht ihr die für afrikanische Länder äußerst wichtige interreligiöse Arbeit.

„Als ich erfahren habe, dass ich mit dem Bremer Friedenspreis geehrt werde, kamen mir die Gesichter der Menschen in den Sinn, mit denen ich seit zwanzig Jahren in Afrika unterwegs sein darf“, sagt Maria Biedrawa. „Es sind Friedenstifter:innen, mit denen wir gemeinsam Schritte in Richtung gewaltfreier Konfliktlösung und Versöhnung erfinden. Und weil ich weiß, dass das Schwerste für viele unter ihnen das Gefühl ist, dass ihr Leiden unter ihren Kriegen zwar zum Himmel schreit, jedoch im Schatten der Kriege in der Ukraine und in Palästina auf dieser Erde vergessen scheint und sie sich noch viel schutzloser wissen als sie es ohnedies auch schon vorher waren, möchte ich ihnen allen einfach sagen: nein, ihr seid nicht vergessen. Dieser Friedenspreis ist ein Zeichen, dass ihr wahrgenommen und gehört werdet. Ich werde ihn in Eurem Namen entgegennehmen.“

Die Organisation Connection e.V. erhält den Spender:innenpreises für ermutigende Initiativen. Die Organisation mit Sitz in Offenbach am Main setzt sich seit 1993 international für ein umfassendes Recht auf Kriegsdienstverweigerung ein und unterstützt Männer und Frauen, die aufgrund ihrer Kriegsdienstverweigerung verfolgt werden. Der Verein arbeitet mit internationalen und lokalen Gruppen und Organisationen zusammen, die sich gegen Krieg, Militär und Wehrpflicht engagieren.

Die rechtlich und politisch schwierige Situation in vielen Ländern zwingt viele Kriegsdienstverweigernde zur Flucht. Die Weigerung, am Kriegsgeschehen mitzuwirken, führt oft zur Strafverfolgung im eigenen Land, wird in den meisten Ländern jedoch oft nicht als Asylgrund anerkannt. Darum bietet Connection e.V. Kriegsdienstverweigernde Beratung und Unterstützung an, damit sie den notwendigen Schutz erhalten. Darüber hinaus fördert der Verein die Selbstorganisation von Geflüchteten.

„Wir fühlen uns sehr geehrt, dass Connection e.V. dieses Jahr mit dem Internationalen Bremer Friedenspreis der Stiftung die schwelle ausgezeichnet wird", erklärte Rudi Friedrich. Und Marah Frech ergänzt: "Aktuell werden hunderttausende Menschen aller Geschlechter in Russland, in der Ukraine, in Israel und in vielen anderen Staaten dazu gezwungen, in den Krieg zu ziehen. Ihre Verweigerung des Einsatzes wird nicht anerkannt, sie werden als Verräter*innen gebrandmarkt. Es ist ungeheuer wichtig, dass mit dem Bremer Friedenspreis die Arbeit für diese Menschen gewürdigt und deren Entscheidung und damit auch das Menschenrecht auf Kriegsdienstverweigerung gestärkt wird. Herzlichen Dank!"

Der Verein wurde 1993 gegründet und baute ein internationales Netzwerk von Desertierenden auf, um Soldat*innen einen Ausweg aus den Kriegen der Staaten des ehemaligen Jugoslawiens zu ermöglichen. Vernetzungen und Unterstützungen mit Kriegsdienstverweigernden in Lateinamerika, Afrika und Russland sowie insbesondere in der Türkei, entstanden. Neben der Unterstützung der Gründung der Eritreischen Antimilitaristischen Initiative wurden auch während des Krieges der US-Armee im Irak mehrere US-amerikanische Kriegsdienstverweigernde im Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof unterstützt. Connection e.V. positioniert sich gegen militärische Gewalt als Mittel der Politik. Seit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine engagiert sich die Organisation in der Kampagne #ObjectWarCampaign und mit Aktionen für das Recht auf Kriegsdienstverweigerung russischer, belarussischer und ukrainischer Soldat*innen sowie deren Recht auf Asyl.

Seit 2003 vergibt die Stiftung die schwelle den Internationalen Friedenspreis. Stiftungsvorsitzende Anette Klasing betont, dass sich beide Friedenspreisträger*innen in einem ganz besonderen Maße für die Überwindung von Gewalt, Diskriminierungen und Nationalismus und für Menschenrechte und Frieden einsetzen.

Preisverleihung:
Freitag, 31. Mai 2024, 18 Uhr, Obere Rathaushalle, Am Markt 21, 28195 Bremen
Interessierte sind zu der Veranstaltung eingeladen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Der Eintritt ist frei.

Hinweis für die Redaktion:
Presse-Konferenz mit den Friedenspreis-Gewinner*innen:
Donnerstag, 30. Mai 2024 um 11 Uhr in der Kirche Unser Lieben Frauen (Marienzimmer),
Unser Lieben Frauen Kirchhof 27, 28195 Bremen

Interviews mit den Preisträger:innen sind auf Anfrage möglich.

Weitere Informationen zum Internationalen Bremer Friedenspreis der Stiftung die schwelle und den Preisträger*innen 2024 finden Sie unter:

www.dieschwelle.de/friedenspreis/friedenspreis-2024 

Die Stiftung die schwelle – Beiträge zum Frieden
Die Bremer Stiftung die schwelle setzt sich seit dem Jahr 1979 mit ihren Partner:innen für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung ein. Sie initiiert und unterstützt Projekte, die gesellschaftliche Veränderungen gewaltfrei gestalten und sich für soziale Gerechtigkeit, die Einhaltung und Verwirklichung von Menschenrechten sowie für einen nachhaltigen Umgang mit der Umwelt einsetzen.

Über den Internationalen Bremer Friedenspreis der Stiftung die schwelle 
Mit dem Internationalen Bremer Friedenspreis ehrt die Stiftung die schwelle seit dem Jahr 2003 Menschen und Organisationen, die Vorbild sind im Einsatz für Versöhnung, Menschenrechte, Überwindung von Rassismus, für soziale Gerechtigkeit und nachhaltigen Umgang mit Natur und Umwelt sowie für interkulturelle und interreligiöse Verständigung. Der Preis wird alle zwei Jahre an eine Initiative und eine Einzelperson vergeben. Die beiden Auszeichnungen sind gleichrangig und mit jeweils 5000 Euro dotiert. Ehrenamtliche Schirmfrau des Internationalen Bremer Friedenspreises ist Bremens ehemalige Bürgermeisterin Karoline Linnert.

Weitere Informationen über den Preis, die Gewinner*innen und weitere preiswürdige Personen und Projekte sind unter www.dieschwelle.de/friedenspreis zu finden.

Ansprechpartnerin für Rückfragen:

Petra Titze
Geschäftsführerin Stiftung die schwelle

Telefon: 0421 – 30 32 577

E-Mail: petra.titze[at]dieschwelle.de

 

 

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