Menschen, die Schutz in einem EU-Land suchen, brauchen oftmals Monate, um über die stark gesicherte Außengrenze der EU zu kommen. Viele sterben bei dem Versuch, manche schaffen es nie. An der Grenze stranden viele Menschen: Männer, Frauen und Kinder, die immer und immer wieder versuchen, diese Linie zu überschreiten und kämpfen um ihr Überleben. Da setzt die Arbeit von No Name Kitchen ein.
Die Organisation No Name Kitchen (NNK) wurde im Winter 2017 in Belgrad gegründet. Zu dem Zeitpunkt saßen tausende von Menschen in Belgrad fest, nachdem die ungarische Grenze geschlossen worden war. Eine Gruppe von Freiwilligen begann für die gestrandeten Menschen zu kochen und sie mit dem Notwendigsten zu unterstützen. Seitdem hilft NNK denjenigen, die darunter leiden, dass es keine sicheren und legalen Wege in die EU für Schutzsuchende gibt.
NNK ist überzeugt, dass humanitäre Hilfe auch politische Maßnahmen umfassen muss, um einen Wandel zu bewirken. Aus diesem Grund sammelt NNK Zeugenaussagen über Misshandlungen und Push-Backs (illegale, gewaltsame Rückführung von Menschen, die sich schon auf EU-Territorium befunden haben) und hat das Border Violence Monitoring Network zur Beobachtung von Grenzgewalt mitbegründet. Das Netzwerk will Aufmerksamkeit auf die Verletzung der Menschenrechte in der EU und an der Außengrenze lenken und setzt sich dafür ein, dass internationale Gesetze eingehalten werden.
Aktuell arbeitet NNK an folgenden Orten:
Velika Kladuša und Bihać – Bosnien-Herzegowina
Subotica und Šid – Serbien
Patras – Griechenland
Ceuta – Spanien
No Name Kitchen versteht sich als Bewegung, die Menschen unterstützt, die auf der Suche nach einer friedlichen und besseren Zukunft ihre Heimat verlassen haben. Auf der Reise sind sie in der Regel mit Schwierigkeiten, Gewalt und Push-backs konfrontiert, vor allem bei Grenzübergängen. Die Arbeit von NNK konzentriert sich auf Personen außerhalb der offiziellen Empfangszentren, der sogenannten Flüchtlingslager. NNK spricht nicht von Migranten, um keine Distanz zum Gegenüber aufzubauen, sondern nennt die Reisenden «People on the move» im Sinne eines gleichberechtigten Kontaktes.
Bruno Álvarez-Contreras, der Gründer von NNK beschreibt es so:
„In der Gemeinschaft mit den "People on the move" fangen wir an, „das Spiel“ zu sehen, welches sich täglich aufs Neue wiederholt. Die Grenze zu überqueren, nennen sie „das Spiel“. Dafür geben sie alles und versuchen es ein ums andere Mal und werden oft von der Polizei erwischt und zurückgedrängt. Dann kommen sie zu uns und berichten, wie sie von der Polizei geschlagen wurden und erzählen Geschichten, die wir nicht glauben konnten. Wir konnten sie einfach nicht glauben.Und dann fingen wir an, all diese kleinen Berichte zu sammeln.“
NNK dokumentiert die Zeugnisse von Menschen, die unter gewalttätigen Rückschlägen und anderen Formen des Missbrauchs leiden. In Grenzregionen von Griechenland, Serbien, Bosnien-Herzegowina und Ceuta (spanische Exklave, umgeben von Marokko) hat NNK Teams mit Freiwilligen stationiert, die versuchen, die Menschen mit den notwendigsten Dingen zu unterstützen. Sie leisten Erste Hilfe und übernehmen die Kosten von dringend notwendigen medizinischen Behandlungen für Menschen, die keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung haben.
NNK verteilt Lebensmittel und Küchengeschirr zum Kochen. In Bosnien und Herzegowina betreibt NNK ein Gutscheinprogramm, um den Menschen Einkäufe zu ermöglichen.
Ricardo Fernández, Finanzkoordinator bei NNK:
«In Velika Kladuša, einem kleinen Ort in Bosnien, direkt an der Grenze zu Kroatien, ist NNK eine Partnerschaft mit kleinen lokalen Supermärkten eingegangen. Per Telefon senden sie Gutscheine an die Menschen, die damit nach ihren Wünschen einkaufen gehen können. Das ist nicht nur gut und angemessen bezüglich der Auswahlmöglichkeiten an Lebensmitteln, sie sehen es vor allem als Beitrag zur Würde und Freiheit der Menschen. Kein Schlangestehen, sondern jede/r kann sich frei zwischen Linsen und Reis oder Orangensaft entscheiden. Die Menschen, die Unterstützung benötigen, schreiben eine Message und benennen den Ort der Übergabe. Daraufhin stellen wir die Verteilung zusammen und überbringen die Dinge."