2012 beginnt Efi Latsoudi mit einer kleinen Gruppe von Einheimischen und Freiwilligen, Lebensmittel und andere lebensnotwendige Güter an Geflüchtete und andere Schutzbedürftige zu verteilen. Als die Zahl der Geflüchteten auf der griechischen Insel Lesbos im ägäischen Meer immer weiter ansteigt, bereiten sie warme Mahlzeiten in großen Mengen und verteilen sie an zentralen Orten.
Das Areal eines verlassenen ehemaligen Sommercamps am Rande der Hauptstadt Mytilene wird renoviert und für bis zu 120 Schutzbedürftige das Camp Pikba errichtet. Schwangere, chronisch und psychisch Kranke, Minderjährige und Menschen mit Behinderungen finden hier Zuflucht. Als 2015 sehr viele weitere Geflüchtete die Insel erreichen, sind die Strukturen soweit gefestigt, dass über 400 Menschen aufgenommen werden können. 2016 wird Lesvos Solidarity offiziell als Nichtregierungsorganisation registriert.
Durch Hilfe zur Selbsthilfe werden Geflüchtete und Einheimische eingebunden. Offenheit, Transparenz und Umweltverträglichkeit sind Prinzipien der Arbeit. Die Angebote sind allen frei zugänglich, zeichnen sich durch kulturelle Vielfalt und gemeinschaftliche künstlerische Gestaltung aus.
Nach dem verheerenden Feuer im Lager Moria auf Lesbos stürmen bewaffnete Polizisten am 30. Oktober 2020 das selbstverwaltete Flüchtlingscamp Pikba. Auf Befehl des griechischen Migrationsministers wird „The Village of Altogether“ geräumt und die jahrelange Arbeit der Nichtregierungsorganisation Lesvos Solidarity unterbunden. Die Menschen, besonders Kinder, die die gewaltsame Räumung miterlebten, wurden teilweise schwer traumatisiert.
Das "Mosaique" Supportcenter wird von Lesvos Solidarity in Kooperation mit der NGO borderline europe e.V. weiter betrieben. Es liegt mitten in der Altstadt von Mytilene und bietet Sprachkurse, Kulturaktivitäten und Rechtsberatung für einheimische und geflüchtete Menschen an. In einer dort angesiedelten Nähwerkstatt fertigen Einheimische und Geflüchtete Taschen und Beutel, die aus Fundstücken der Müllberge von Schwimmwesten und Kleidung an den Stränden der Insel stammen. Diese werden unter dem Label „Safe passage“ verkauft.
Durch die weltweite, pandemiebedingte Krise wird die Arbeit aller NGOs auf Lesbos erheblich eingeschränkt. Das Team ist jedoch fest entschlossen, die Arbeit fortzusetzen. Ehemalige Camp-Bewohner*innen werden bei der Wohnungssuche unterstützt. Für Mosaique und die Upcycling-Projekte werden Hygienekonzepte entwickelt. Unterrichts- und Beratungsangebote werden teilweise digitalisiert. Ein neues Gelände wird gesucht, um die Aktivitäten als Tagesstätte anbieten zu können und einen geschützten Raum für Frauen und Kinder zu schaffen. Auf politischer Ebene bezeugt und dokumentiert Lesvos Solidarity rassistische Übergriffe seitens der Polizei, des Militärs, der Bevölkerung und rechter eingereister Gruppen. So setzt sich die NGO für die Wahrung der Menschenrechte und Menschenwürde Geflüchteter ein.
Vorgeschlagen von: Burkhard Paetzold, Luciano Kovacs, Ute Gniewoß, Konrad Wolf, Birgit Weinbrenner, Sabine Müller-Langsdorf, Doris Peschke, Beate Eichhorn