Das Frauenkollektiv von Matagalpa bietet Frauen in entlegenen Dörfern zahlreiche Bildungs- und Unterstützungsmöglichkeiten. Das Besondere: Der partizipative Ansatz und ein Debattentheater, das Schule macht.
Sie beraten Frauen in Rechts- und Gesundheitsfragen und stoßen öffentliche Debatten zu Tabuthemen an. Sie führen Alphabetisierungskurse durch und ermutigen Jugendliche, ihre Interessen zu vertreten. Sie bauen dörfliche Bibliotheken auf und bilden Frauen in ökologischer Landwirtschaft aus. Sie bieten armen Frauen kostenlose ärztliche Sprechstunden und Schulkindern ein Stipendienprogramm: das "Colectivo de Mujeres de Matagalpa" aus Nicaragua. Seit den 1980er Jahren hat das Frauenkollektiv die Bedürfnisse und Nöte von Frauen in den abgelegenen Dörfern der nördlichen Provinz Matagalpa im Blick. Mit einem Debattentheater und einem Radioprogramm, durch politische Kampagnen und Videos machen sie auf zentrale gesellschaftliche Konflikte aufmerksam und wirken dem Bildungsnotstand auf dem Land entgegen.
Die Lage der nicaraguanischen Frauen hat sich in den letzten Jahren zunehmend verschlechtert. Das totale Abtreibungsverbot greift in ihre Persönlichkeitsrechte ein; häusliche Gewalttaten und Morde nehmen zu und bleiben oft ungestraft.
Dass Frauen ihre gesellschaftliche Position, ihre Fähigkeiten und das Wissen um ihre Rechte stärken, liegt dem Kollektiv besonders am Herzen. Deshalb ist es wichtig, dass sie sich vernetzen und ihre Kenntnisse weitergeben. So unterrichtete die Organisation Vertreterinnen aus 40 Gemeinden in ökologischer Landwirtschaft – und versetzte sie in die Lage, ihren Nachbarinnen ökologische Methoden der Selbstversorgung zu vermitteln.
Inzwischen haben sich in 30 Orten Frauengruppen gebildet, die in eigens eingerichteten Häusern Sozialläden betreiben und Alphabetisierungskurse anbieten. Gemeinsam haben die Frauen auch begonnen, ihre Interessen öffentlich zu machen und Diskriminierungen anzuprangern.
Eine Besonderheit des Kollektivs von Matagalpa ist das Debattentheater: In ländlichen Gemeinden, auf öffentlichen Plätzen, in Schulen oder Gefängnissen führen die Frauen eigene Theaterstücke auf und stellen Konfliktthemen wie Gewalt, Abtreibung oder mangelnde Trinkwasserversorgung zur Debatte. Nach jedem Auftritt entsteht unter den Zuschauenden eine lebhafte Diskussion. Im letzten Jahr entwickelten Lehrer*innen und Jugendliche in mehreren Dörfern eigene kleine Theaterstücke. Das Konzept der Frauen von Matagalpa scheint aufzugehen: Sie bewegen die Welt – weil sie Partizipation und Eigeninitiative fördern.
Aufgrund der aktuellen Situation in Nicaragua mussten wir das Projekt beenden, wir bleiben jedoch solidarisch und begleitend an der Seite der Frauen in Matagalpa.