MHOLA: Rechtshilfe für Frauen und Gemeinwesen stärken in Tansania

MHOLA (Mama's Hope Organization for Legal Assistance) in Tansania bietet in erster Linie Rechtsberatung für Frauen und Kinder an. Darüber hinaus ist sie für die Ausbildung von Verantwortungsträgern zuständig und informiert über die Themen Gesundheit und Hygiene sowie über die Betreuung von Kindern mit Behinderungen.

Der Hauptsitz von MHOLA befindet sich in der Kleinstadt Muleba, 70 Kilometer von der Provinzhauptstadt Bukoba am Viktoriasee entfernt. Außerdem gibt es Zweigstellen im Distrikt Karagwe, 180 km vom Hauptsitz entfernt, und in Ngara, 238 km vom Hauptsitz entfernt. Auf ihrem großen Gelände bieten sie verschiedene Dienste für die Landbevölkerung an: einen Kindergarten mit besonderem Schwerpunkt auf der Betreuung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen, Gesundheitsfürsorge und Bildung; Bereitstellung von Rechtsbeistand und psychosozialer Beratung in ihren offenen Sprechstunden. Vor allem Frauen nehmen diese Angebote in Anspruch und stellen ihre Fälle Anwälten und Rechtsberatern vor. Diese entscheiden dann, in welcher Weise MHOLA helfen kann. In erster Linie geht es bei den Konflikten um Landbesitz, Eheschließungen und Gewalt gegen Frauen und Kinder. Je nach Einzelfall kann die Hilfe von einer einfachen Beratung über das Verfassen von offiziellen Schreiben und Rechtsdokumenten bis hin zur rechtlichen Vertretung vor Gericht reichen.

In den Jahren 2017 bis 2021 wurden 45.154 Klienten betreut (19.766 Männer und 25.388Frauen). 90 % der Probleme konnten werden, 2.874 Fälle wurden weitergeleitet, 1.409 Fälle waren anhängig und 383 Fälle wurden ohne Lösung beendet.

Das Justizsystem in Tansania ist fortschrittlich, aber viele Menschen, vor allem in den ländlichen Gebieten, haben keinen Zugang zu Rechtsbeistand und Rechtskenntnissen und sind daher nicht in der Lage, sich aus rechtlichen Gründen zu verteidigen. Die Mehrheit der Menschen in den ländlichen Gebieten verzichtet auf ihre Rechte. Deshalb bietet MHOLA diese Dienste kostenlos an.

Konflikte lösen nicht nur vor dem Gericht

Neben juristischen Konflikten versucht MHOLA, durch Mediation eine friedliche Lösung für beide Parteien zu finden. Doch auch nach der erfolgreichen Beendigung eines Konflikts ist die Arbeit für MHOLA nicht zu Ende. Nur durch weitere Mediationsgespräche der beteiligten Parteien und mit den Verantwortlichen in den Dörfern kann gewährleistet werden, dass die Frauen, die weiterhin in dieser Gemeinschaft leben, nicht ausgegrenzt werden und weiterhin in ihrer Gemeinschaft mit ihren Nachbarn leben können.

Seit 1999 haben Frauen in Tansania das Recht, Land zu besitzen und zu vererben. Daher haben sie im Falle einer Scheidung oder des Todes des Ehemannes das Recht auf ihr eigenes Land. Die Regierung ist jedoch ihrer Verpflichtung nicht nachgekommen, die verschiedenen Gerichte des Landes, die Verwaltung und die Bevölkerung zu informieren. Hinzu kommt, dass viele Rechtsdokumente nur in englischer Sprache vorliegen, was in ländlichen Gebieten zu schwer lösbaren Kommunikationsproblem führen kann.

MHOLA arbeitet daran, diese Lücke zu schließen. Sie bieten Schulungskurse an und übersetzt die Gesetze in Suaheli oder die lokale Sprache. Dies wird von den lokalen Regierungsbeamten und -behörden sehr wohl wahrgenommen, finanzielle Unterstützung für diese Arbeit, die vom Staat geleistet werden sollte, gibt es jedoch nicht.

Weitere wichtige Arbeitsgebiete sind für MHOLA die Armutsbekämpfung, Gesundheitsaufklärung und Betreuung von Kindern mit Beeinträchtigung und Waisenkindern. Ihr Konzept ist, dass die Kinder nicht in einem Waisenheim untergebracht werden sondern in der Dorfgemeinschaft verbleiben, entweder bei Verwandten oder anderen geschulten Betreuungspersonen, die eine Unterstützung erhalten. Die Kinder besuchen den örtlichen Kindergarten bzw. die Schule, erhalten Kleidung und Essen. Verantwortliche in den Dörfern wie Lehrer, Dorfvorsteher, Politiker, Kirchenleute werden für diese Anliegen gewonnen und fungieren als Multiplikatoren. Eigens dafür werden sie von MHOLA Mitarbeitern geschult. Sie geben ihnen Anregungen, stärken ihre Fähigkeiten und ermutigen sie, ihre Anliegen und Probleme sowie die ihrer Mitmenschen selbst in die Hand zu nehmen und tätig zu werden, um ihre Lebenssituation zu verbessern. Dazu gehören einige große Herausforderungen: neue Einkommen schaffende Maßnahmen zu suchen wegen der Überfischung des Viktoria-Sees und Auslaugung der landwirtschaftlichen Flächen, Verbesserung der Gesundheits- und Ernährungssituation, sowie ökologische Initiativen, z.B. Baumpflanzungen. So schließt sich die Sichtweise von MHOLA zu einer ganzheitlichen Perspektive.

Aus der alltäglichen Arbeit: Frauenrechte durchsetzen

Die folgende Beispiel ist aus dem breiten Spektrum von Fällen, in denen MHOLA hinzugezogen wird. Neben Auseinandersetzungen um Land und Erbschaften geht es dabei auch immer wieder um kriminelles Verhalten Einzelner und das Versagen der zuständigen Behörden, inklusive Polizei und Gerichte.

Frau J. wurde jung Witwe, als ihr Mann, ein Lehrer, vermutlich an Alkoholmissbrauch starb. Sie haben vier Kinder, drei davon noch in der Grundschule. Der Schwiegervater, der einen seiner anderen Söhne durch einen frühen Tod verloren hatte, beschuldigte seine Schwiegertochter des Mordes und vertrieb sie vom ehelichen Haus und Hof. Frau J. kam mit ihren Kindern im sehr armen Haushalt ihres Onkels unter, wo besonders die Kinder an der Mangelernährung litten. Als dann noch der Schwiegervater sie wegen Vernachlässigung von Haus und Hof vor dem Dorfgericht verklagte, kam sie zu MHOLA. Ein Gespräch mit dem Richter ergab, dass dieser aus Mangel an juristischer Kompetenz und mangelnder Selbstbehauptung gegenüber dem mächtigen Schwiegervater den Fall nur hinauszögern, aber nicht für Frau J. entscheiden wollte. So verstrich eine Erntezeit nach der anderen. Deshalb suchten Mitarbeitende von MHOLA zusammen mit der Menschenrechtsarbeitsstelle der lutherischen Kirche einen außergerichtlichen Weg. Sie bereiteten in einer Reihe von Besuchen das Feld für ein Versöhnungsgespräch vor und erreichten, dass Frau J. wieder in den Clan aufgenommen wurde, in das Haus zurückkehren konnte und wieder ihre Felder bestellt. Außerdem halfen sie ihr beim Antrag auf Witwenrente, und nun, drei Jahre nach dem Tod ihres Mannes, gehen die Kinder von Frau J. wieder in die Schule und werden täglich satt. Ihr Ältester ist inzwischen in der Sekundarschule.

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INFO

Land:
Tansania

Thema:
Soziale Gerechtigkeit / Menschenrechte

Gründung:
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Zusammenarbeit seit:
2011

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Jürgen Seippel

 

 

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