Inhabited Spaces: Ausstellungseröffnung durch Anette Klasing

22.03. Bei der Eröffnung der Ausstellung «Inhabited Spaces – Bewohnte Räume» hielt Anette Klasing, Vorstandsvorsitzende der Stiftung die schwelle, folgende Eröffnungsrede.

Am 22. März 2024 konnten wir – die Bremer Friedensstiftung die schwelle und der Förderverein Bethlehem Akademie e.V. – die Fotoausstellung Inhabited Spaces in Bremen im Alten Fundamt eröffnen. Die Fotos der Ausstellung „Inhabited Spaces“ (Bewohnte Räume) wurden 2022 von jungen Fotokünstler:innen in den palästinensischen Gebieten der Westbank und Gaza gemacht. Sie zeigen das alltägliche Leben vor dem 7. Oktober 2023, vor dem Massaker der Hamas an israelischen Zivilisten und dem sich daran anschließenden vernichtenden Krieg der israelischen Armee in Gaza. Im Sommer 2023 beschlossen wir von der Stiftung die schwelle nach einem Besuch in Bethlehem, diese bislang nur in der Dar al-Kalima Universität gezeigten einzigartigen Fotos nach Deutschland zu holen und zunächst in Bremen auszustellen. Nach dem 7. Oktober (die Ausstellungstafeln waren gerade zum Druck in Auftrag gegeben worden) war schnell deutlich, dass die gezeigten Motive aus dem Gazastreifen nichts mehr mit dem Titel der Ausstellung gemein haben: Anstatt belebter Räume finden die Menschen dort ‚Verlorene Räume‘ bzw. ‚Zerstörte Räume‘ vor. Die auf den Fotos abgebildeten Kinder, Jugendlichen, Frauen und Männer in unterschiedlichen Alltagssituationen zeigen ein vielfältiges Leben im Jahr 2022: Kinder schminken sich, spielen am Strand und lassen Luftballons steigen, Jugendliche ‚jumpen‘ in einem Parcourswettbewerb und junge Männer mit Handicaps spielen Fußball. Wir können Frauen auf der Dachterrasse beim Kaffeetrinken und bei der Essenszubereitung sehen, andere Motive zeigen den Blick in einen Sternenhimmel und man kann ahnen, wie die Gedanken schweifen. 

Das Thema „Inhabited Spaces - Bewohnte Räume“ gab jungen palästinensischen Fotograf:innen die Möglichkeit, ihre eigene Vorstellung von den sie umgebenden gesellschaftlichen Verhältnissen zum Ausdruck zu bringen. Einige Fotograf:innen wählten persönliche oder soziale Räume, andere wählten öffentliche Räume, in denen die Menschen das finden, was ihnen anderswo fehlt. Andere wählten Räume, die ihre kollektive Identität als Palästinenser:innen repräsentieren, und wieder andere haben sich dafür entschieden, Gegenwart und Vergangenheit ein und desselben Raumes in ihren Fotos darzustellen. Wie bei allen kreativen Künsten gibt es jedoch auch diejenigen, die sich jenseits des Vertrauten bewegen und ferne, von Unbekannten bewohnte Räume aufsuchen (aus dem Einleitungstext des Fotokatalogs). Dieser Alltag war 2022 trotz der Abriegelung des Gazastreifens durch die israelische Armee noch möglich.

Dass bei dem von der Dar al-Kalima Universität ausgeschriebenen Fotowettbewerb so viele Fotos von jungen Menschen aus Gaza eingereicht wurden, lässt sich mit der vor ein paar Jahren neu gegründeten Dependance in Gaza Stadt erklären. Das Interesse an künstlerischen Ausbildungsfächern war groß. Diese von Mitri Raheb und seinem engagierten Team in Gaza gegründete Dependance wurde vom israelischen Militär im November 2023 komplett zerstört. Viele Menschen wurden bei dem Angriff getötet. So auch Mohamed Al-Reefi, der mit seinen Fotos ‚The sea of Gaza‘ zeigt, wie die Menschen Meer und Strand als Quelle der Hoffnung nutzen. 

Der Schmerz und die Trauer sind unermesslich. Bei dem Besuch von Vorstandsmitgliedern der Bremer Stiftung die schwelle in Bethlehem im April letzten Jahres sagte Mitri Raheb auf die Frage nach den Zielen der Bildungs- und Kulturarbeit von Dar al-Kalima: „Die jungen Leute sollen nicht Märtyrer feiern, sondern das Leben! Wir bilden sie aus für eine lebenswerte Zukunft“.  Die Ausstellung macht deutlich, welche Kreativität und künstlerischen Qualitäten junge Palästinenser:innen in sich tragen und zum Ausdruck bringen können. Den Rahmen dafür bildet die Dar al-Kalima Universität.

Die Bremer Stiftung die schwelle fördert weltweit Projekte bzw. Organisationen, die sich für Menschenrechte, Frieden und Gerechtigkeit einsetzen. Wir freuen uns sehr, dass wir diese Ausstellung zusammen mit dem Förderverein Bethlehem Akademie e.V. in Deutschland zeigen können. Bei Interesse können sich Personen bzw. Gemeinden und Organisationen wenden an: info[at]dieschwelle.de

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