Am 26. August wurde 15 Organisationen die rechtliche Anerkennung als Verein entzogen, unter ihnen auch dem Colectivo de Mujeres de Matagalpa. Kurz vorher waren die letzten verbliebenen Hilfsorganisationen wie Oxfam verboten worden. Die gynäkologische Praxis des Colectivo, in der Frauen aus der ganzen Umgebung kostenlos beraten und behandelt werden, musste somit geschlossen werden, ebenso ihre Bibliothek, die größte öffentlich zugängliche in Matagalpa, in der viele Schüler*innen und Lehrer*innen lernen.
Die aktuelle Lage bedeutet für sie eine permanente Anspannung: Sind die beiden Gebäude am nächsten Morgen schon ausgeräumt? Wird eine von ihnen verhaftet? Denn auch die willkürlichen Verhaftungen gehen weiter. Und Gefängnis kann Folter bedeutet. Anfang September wurden die Haftbedingungen politischer Gefangener bekannt, nachdem diese nach 90 Tagen Haft das erste Mal für 15 Minuten ihre Angehörigen sehen durften: Nur einmal in der Woche dürfen sie ans Tageslicht, in den Zellen brennt permanent Licht, sie haben keine Decken zum Zudecken, für ihre Notdurft gibt es oft nur ein Loch im Boden, nötige Medikamente werden ohne Inhaltsangaben verabreicht. Zuletzt wurde gegen einen der berühmtesten lateinamerikanischen Schriftsteller und früheren Vizepräsidenten Sergio Ramírez ein Haftbefehl ausgestellt. (Zum Glück befand er sich zu dem Zeitpunkt in Spanien, um den Cervantespreis entgegenzunehmen, den wichtigsten Literaturpreis in der Spanisch sprechenden Welt.)
Die Frauen des Colectivo geben nicht auf und haben einige Maßnahmen ergriffen, die es ermöglichen sollen, ihr Engagement fortzuführen. So wird uns berichtet, dass sie sich nach wie vor ein- bis zweimal wöchentlich treffen, um mögliche Aktivitäten zu besprechen. Weiterhin werden Frauen auch in entlegenen Dörfern gynäkologisch behandelt. Allerdings herrscht auch dort die Angst, dass den kleinen Organisationen vor Ort die Häuser mit den Bibliotheken genommen werden.
Informationen über den Projektpartner Frauenkollektiv von Matagalpa der schwelle finden Sie hier