In einem außergewöhnlichen Projekt gestalten die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen und die Gesamtschule Bremen-Ost mit vielen Bewohnern und Initiativen im benachteiligten internationalen Bremer Stadtteil Osterholz-Tenever jedes Jahr ein musikalisches Großprojekt.
Es geht um Sinnsuche, Sehnsüchte, Armut oder Macht; um Politik, Freundschaft, Zukunftsfragen und Versöhnung. Und es geht um Musik, Tanz, Theater und Kreativität. Das Bremer Kooperationsprojekt OTe „Du hast immer eine Wahl" organisiert und inszeniert seit 2008 musikalische Großprojekte der besonderen Art: Die weltbekannte Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, die Gesamtschule Bremen Ost und viele Bewohner und Initiativen des benachteiligten Stadtteils Osterholz-Tenever haben sich zusammen getan, um gemeinsam Musik zu machen - und sich gleichzeitig mit den Eigenheiten eines der Herkunftsländer der Bewohner des internationalen Stadtteils zu befassen. Jedes Schuljahr entwickeln das Orchester und Schülerinnen und Schüler gemeinsam Tanz-, Theater-, Chor-und Instrumentalstücke, in denen es um das Leben und gesellschaftlichen Fragen der Schüler, ihrer Familien und ihrer Herkunftsländer geht. So wurden Goethes „Faust II" als Sprechoper, das afrikanisch-deutsche Musiktheater „Afrika kommt" und das Musical „Polski Blues" kreiert, dem ein Roman des Polen Janosch zugrunde liegt.
Der Stadtteil Tenever als Akteur und Kulisse
Aufwändig inszeniert, werden die Stücke unter freiem Himmel oder in einem Zirkuszelt im Zentrum des Stadtteils aufgeführt. Die Hochhaussiedlung am Rande von Bremen ist Heimat für etwa 10.000 Menschen aus 90 Ländern. Internationalität, Kinderreichtum, Arbeitslosigkeit, Armut und das Engagement von 67 sozialen Einrichtungen und Initiativen gehören zum Erscheinungsbild dieses bunten Stadtteils.
Die ungewöhnliche Liaison zwischen Gesamtschule, Orchester und Stadtteil entstand, nachdem die Kammerphilharmonie 2007 in den Räumen der Schule ein neues Zuhause für ihre Proben gefunden hatte. Seitdem arbeiten jährlich zwischen 300 und 500
Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen monatelang an einem gemeinsamen Ziel. Sie überwinden soziale, kulturelle und religiöse Schranken - und erleben das Gefühl, etwas bewegen zu können. So gibt dieses Projekt Selbstbewusstsein: Allen Akteuren, den Bewohnern und dem ganzen -gemiedenen - Stadtteil, der nun jedes Jahr Gastgeber für Kulturbegeisterte aus ganz Bremen ist.