Im Westen wurden sie Opfer von Zwangsprostitution - doch nach der Rückkehr in ihre Heimat Bulgarien hört der Alptraum für sie nicht auf. Sie werden stigmatisiert, gedemütigt und geschlagen. Diesen Frauen zu helfen und ihnen eine Lobby zu geben - das ist die Aufgabe der Hilfsorganisationen „animus" und „Pulse Foundation".
Mit falschen Versprechungen werden sie gelockt, mit der Aussicht auf ein besseres Leben im Westen. Viele Frauen aus Osteuropa werden Opfer von Menschenhändlern. Statt eines attraktiven Jobs warten auf sie nur Freier und brutale Zuhälter, die sie wie Leibeigene behandeln. Manche der Frauen werden befreit, andere schaffen es, zu fliehen. Doch nach der Rückkehr in ihre Heimat hört das Trauma für sie nicht auf. Viele Heimkehrerinnen werden wegen ihrer Vergangenheit als Prostituierte stigmatisiert und von ihren Männern geschlagen.
Die beiden bulgarischen Hilfsorganisation „animus" und „Pulse Foundation" unterstützen zurückgekehrte Frauen bei der Reintegration. „animus" hat seinen Sitz in Bulgariens Hauptstadt Sofia, die „Pulse Foundation" arbeitet in Pernik, einer verödeten Industriestadt etwa 60 Kilometer südwestlich von Sofia.
Beide Organisationen setzen sich aktiv gegen Gewalt an Frauen ein. Sie stellen Betroffenen Möglichkeiten zu Übernachten zur Verfügung und geben ihnen die benötigte medizinische und psychotherapeutische Hilfe. Dieses Hilfsangebot richtet sich nicht nur an die Heimkehrerinnen, sondern auch an andere Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt wurden. Auch die Kinder der Betroffenen werden mit einbezogen. animus hat zudem eine landesweit einheitliche Notrufnummer für entsprechende Probleme eingerichtet, die rund um die Uhr besetzt ist. Die „Pulse Foundation" kümmert sich neben den genannten Zielgruppen auch um Drogenabhängige, die das Bild der perspektivlos anmutenden Stadt prägen.
Mutig, beharrlich und uneitel kämpfen die Mitarbeiterinnen beider Organisationen für Frauen, die Hilfe brauchen - und für Veränderungen in ihrer Gesellschaft. Sie tun das in einem Land, das noch immer außerordentlich stark von patriarchalischen Vorstellungen geprägt ist und in dem die Politik nur langsam anerkennt, wie wichtig diese Art von zivilgesellschaftlichem Engagement ist.