Junior Nzitas Mission: Kindheit statt Krieg im Kongo

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Zerstörte Dörfer, Krieg, Flucht, Vertreibung: Die Lage im Kongo ist seit Jahren dramatisch. Immer mehr Kinder werden als Soldaten in den Krieg hineingezogen – so auch Junior Nzita. Heute versucht er mit großem Mut, Kinder aus dieser Zwangslage zu befreien.

Schätzungen zufolge wurden während des jahrzehntelangen Bürgerkrieges im Kongo von den verschiedenen Rebellengruppen wie auch den Regierungstruppen rund 30.000 Kindersoldaten eingesetzt. Die Stadt Kiondo, eine Kleinstadt an der Ostgrenze aus der Junior Nzita stammt, liegt in der Provinz Nord-Kivu. Dort werden auch heute noch rund drei Viertel aller Kindersoldaten rekrutiert.

Junior Nzita ist 12 Jahre alt, als er im November 1996 zusammen mit seinen Schulkameraden aus seinem Internat in Kiondo von der Kongolesischen Befreiungsarmee AFDL entführt wird. Zehn Jahre lang ist er in die gnadenlosen Befehlsstrukturen eingebunden, bis er 2006 im Rahmen eines Programms von Unicef und der kongolesischen Regierungsbehörde CONADUR demobilisiert wird. Zwischen diesen beiden Ereignissen liegen unzählige Grausamkeiten und Misshandlungen in der Armee, Schlaf- und Nahrungsmangel, ein mehr als 3000 Kilometer langer Marsch quer durch das Land nach Kinshasa, und die Teilnahme am Krieg in Angola, von dem nicht einmal jeder Zehnte der 3800 eingesetzten Kindersoldaten zurückkehrt.

Langer Schatten des Krieges

Es sind Erlebnisse, die ihn schwer traumatisiert haben. Nachts länger als zwei Stunden zu schlafen ist ihm lange Zeit nicht möglich. Unter großen Mühen gelingt es ihm dennoch, das Abitur nachzuholen und eine Ausbildung zum Sozialarbeiter zu absolvieren. Seither setzt er sich für die weltweite Ächtung der Mobilisierung von Kindersoldaten, für ihre Rechte, ihren Schutz sowie für Gewaltfreiheit ein. 

In Kinshasa hat er 2010/2011 die Organisation „Paix pour l'Enfance“ (PPE)  gegründet. PPE nimmt ehemalige Kindersoldaten auf, die als Kriegswaisen und Straßenkinder in Kinshasa leben, und bietet ihnen die Möglichkeit, die Schule zu besuchen oder eine landwirtschaftliche Ausbildung zu absolvieren. Mittlerweile sind es 140 Kinder und Jugendliche (55 Prozent davon Mädchen) sowie 107 Kriegswitwen. Ihre Nahrung bauen sie auf dem Gelände, das zu PPE gehört, selbst an.

Rede vor dem UN-Sicherheitsrat

Im Rahmen der UN-Kampagne „Children not soldiers“ hat Junior Nzita seit 2012 mehrere Kampagnen in Afrika und Europa unterstützt, die auf die Problematik von Kindersoldaten aufmerksam machen. Als ehrenamtlicher UN-Botschafter hielt er vor dem UN-Sicherheitsrat ein eindringliches Plädoyer für eine Kindheit ohne Kriegsdienst. Zudem hat er an mehreren Filmprojekten zum Schicksal der Kindersoldaten mitgewirkt eine App der Universität Genf mitentwickelt, die die Demobilisierung minderjähriger Kämpfer fördern soll. 

Am intensivsten aber schildert er seine Zeit im Krieg in seinem Buch „Wenn ich mein Leben als Kindersoldat erzählen könnte“, das mittlerweile in mehreren Sprachen erschienen ist. Sämtliche Erlöse aus dem Buchverkauf gehen an seine Hilfsorganisation „Paix pour l'Enfance“, die damit einen großen Teil ihrer laufenden Kosten deckt. Nicht jedem im Kongo gefällt dieses Engagement. Nach Drohungen musste Nzita aus Sicherheitsgründen seine Heimat verlassen. Geblieben ist seine tiefe Überzeugung, dass kein Kind zum Soldaten werden sollte. Nirgendwo.

 

 

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